Michael Scheppe 22. Oktober 2024
Der TTC Wenden hat nun zwei Weltmeister in seinen Reihen: Mit Andreas Koch und Thorsten Wottrichgewannen zwei an Parkinson erkrankte Sportler des Vereins die Weltmeisterschaften in Slowenien. Sie holten im Doppel mit einem ungefährdeten 3:0-Sieg die Goldmedaille im Doppel-Wettbewerb.
Der TTC bietet Menschen, die an der Nervenkrankheit Parkinson leiden, seit Anfang 2023 ein Trainingsangebot. Der Verein ist einer von bundesweit rund 200 Stützpunkten der Vereinigung Ping-Pong-Parkinson. PPP ist ein Selbsthilfenetzwerk von Vereinen und Einzelpersonen, das sich um Parkinson-Erkrankte und deren Angehörigen kümmert. Studien zeigen, dass der Sport an der Platte die Verschlechterung der Symptome aufhält.
Stützpunktleiter von PPP in Wenden ist Andreas Koch, der selbst an Parkinson erkrankt ist. Neben ihm kommen rund ein halbes Dutzend Personen regelmäßig zum Training in die Halle. Bei der im slowenischen Lasko stattgefundenen Ping-Pong-Parkinson-Weltmeisterschaft nahm neben den Doppel-Siegern Koch und Wottrich auch Anett Otto teil.
Im Doppel-Mixed-Wettbewerb holten Wottrich und Otto die Silber-Medaille. Im Finale mussten sich die beiden einem israelischen Duo knapp mit 3:2 geschlagen geben, obwohl die Wendschen mit 2:0 geführt hatten.
In den Einzelwettbewerben kamen alle drei Teilnehmer aus Wenden über die Vorrunde hinaus. Otto schied im Achtelfinale aus, Koch und Wottrich kamen bis ins Viertelfinale. Im Mixed-Doppel spielte Koch mit Andrea Müllner vom TV Wunsiedel in Bayern – schied aber in den K.O.-Spielen aus. Das Duo Koch/Müllner hatte im Frühjahr noch die Deutschen Meisterschaften gewonnen.
Otto gewann mit Müllner indes in der Doppel-Ausspielung die Bronze-Medaille. Insgesamt gingen so fünf Medaillen nach Wenden. „Hätte mir jemand vor zwei Jahren gesagt, dass wirWeltmeister werden, hätte ich ihm den Vogel gezeigt“, sagte Stützpunktleiter Koch. Sein Ziel war es, in einem Wettbewerb auf dem Treppchen zu stehen. „Wir sind sehr stolz über die Ergebnisse.“ Für Koch war die WM mehr als nur ein sportliches Event. Sie sei auch ein Symbol für Entschlossenheit und Gemeinschaft. Bei dem Turnier nahmen rund 270 Teilnehmer aus zwei Dutzend Ländern teil – von Japan, Schweden und Italien bis Brasilien und den USA. „Wir sind mittlerweile eine große Familie, die sich von verschiedenen Turnieren kennt“, sagt Koch. „Die Atmosphäre ist herzlich und fair – das tut unheimlich gut.“ Die drei Wendener Spieler waren mit Familienmitgliedern vor Ort, die in der Halle anfeuerten. Die Vereinsmitglieder hielt Koch mit einem Video-Blog auf dem Laufenden.
Bei den Ping-Pong-Parkinson-Weltmeisterschaften spielen die Teilnehmer in drei Gruppen – abhängig vom Grad der Beeinträchtigung und der Tischtennis-Erfahrung. In Gruppe eins haben die Spieler wenig Symptome und/oder spielen schon länger Tischtennis. In Gruppe drei ist es umgekehrt. Die Wendener Spieler traten in Gruppe drei an. „Das ist ein riesiger Erfolg für PPP und den TTC Wenden – und zeigt, dass Sport keine Grenzen kennt“, sagt stellv. Vereinsvorsitzender Michael Scheppe. Für die Förderung von an Parkinson erkrankten Sportlern wurde der TTC erst kürzlich von einer Initiative des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und der Volksbanken-Raiffeisenbankenausgezeichnet – und bekam ein Preisgeld von 1000 Euro.
Die PPP-Gruppe in Wenden freut sich über weitere Verstärkung – unabhängig vom Geschlecht, Alter oder dem Grad der Beeinträchtigung. Jeden Montag ab 20 Uhr findet das Training in der Dreifachturnhalle am Konrad-Adenauer-Schulzentrum in Wenden statt. Interessenten können sich per E-Mail unter koch@ttc-wenden.de melden.
Der TTC Wenden hat über 100 Mitglieder, die erste Mannschaft spielt nach dem Aufstieg aus der Landesliga gerade in der Verbandsliga – und damit so hoch wie kein anderer Sportverein im Kreis Olpe.
